Seit meiner Dissertation ist die Beschäftigung mit den römischen Fernstraßen der Itinerare Schwerpunkt meiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Dabei zeigte sich, dass die vor etwa fünfzig Jahren erarbeiteten Routen der traditionellen Römerstraßenforschung sich nur in wenigen Fällen mit den Aussagen der Quellen in Übereinstimmung bringen lassen. Vor allem die axiomatische Fixierung des “Pons Aeni”, des Innübergang der römischen Salzburg-Augsburg-Route im Raum Pfaffenhofen/Rosenheim führte zu einen gewissen Stillstand in der Forschung, weil alternative Interpretationen mit dem Hinweis auf eine gesicherte römische Straße durch den Hofoldinger Forst und “fehlende” archäologische Belege für eine andere Wegführung verworfen wurden.
Um von einem neuen Ansatz auszugehen, schien es notwendig zu sein, alle archäologischen “Vorgaben” zurückzustellen und sich zunächst ausschließlich auf die inhaltlichen Aussagen der Itinerare zu konzentrieren, gemäß dem Motto des Historikers:
“Ad Fontes – zurück zu den Quellen!”
Folgende Prämissen bildeten die Grundlage für eine neue Annäherung an die Quellen:
- Die römischen Fernstraßen als Staatsstraßen gehen auf Forderungen des Militärs zurück, d. h. die Trassenführung sollte sich an der kürzest möglichen Verbindung (“Ideallinie”) zwischen Ausgangs- und Zielort, soweit dies die Geländevorgaben zuließen, orientieren.
- Vorhandene einheimische Altstraßen wurden übernommen, wenn sich ihre Wegführung mit den Planungen der pragmatisch orientierten römischen Straßenbauer vereinbaren ließ.
- Wesentliche Elemente für die Einrichtung einer Straßenstation waren im Aufgabenbereich ihrer Dienstleistung zu sehen, z. B. als Hilfestellung bei Flussüberquerungen, bei der Gestellung von Vorspanndiensten, bei steilen und unwegsamen Straßenabschnitten, als Zollstationen, an wichtigen Straßenkreuzungen etc. Dies bedeutet, dass die bedeutendsten der genannten Straßenstationen, und nur solche sind in den Verzeichnissen aufgeführt, nach “topografischen” Merkmalen zu lokalisieren sind.
- Alle Distanzangaben in den Quellen werden zunächst – unter Vorbehalt – als korrekt betrachtet. Dass Abschreibefehler in diesen Kopien erscheinen, wird berücksichtigt. Sie können aber erst im Laufe der Untersuchungen als solche erkannt werden, z. B. über Quellenvergleiche, Nachmessungen etc.
- Für die “Entschlüsselung” der lateinischen Stationsnamen werden relevante Forschungsergebnisse der Onomastik herangezogen